Begrüßungsworte

Dieter Thomas

Begrüßungsworte

Begrüßungsworte von Dieter Thomas am 20. Juli 1981 im Ehrenhof der Gedenk- und Bildungsstätte Stauffenbergstrasse, Berlin

Herr Regierender Bürgermeister,

meine Damen und Herren,

liebe Freunde der Stiftung „Hilfswerk 20. Juli 1944“,

verehrte Frau Bonhoeffer,

ich begrüße Sie, Herr Dr. von Weizsäcker, in diesem Jahr als Regierungschef des Landes Berlin, nachdem Sie heute vor zwölf Monaten in der Gedenkstunde des 20. Juli 1980 über die geschichtliche Dimension des Widerstandes gegen Hitler als unser Gast gesprochen haben.

Ich begrüße weiter die Mitglieder des Senats und des Abgeordnetenhauses von Berlin und Sie, Herr General Schild, der Sie mit den Herren Ihrer Begleitung in einer recht verstandenen Tradition den Kranz des Bundesverteidigungsministers an der Gedenktafel für die in diesem Hof gefallenen Offiziere niederlegen werden.

Siebenunddreißig Jahre sind seit dem 20. Juli 1944 vergangen. Das ist mehr als ein halbes Menschenleben. Gerade in diesen Wochen ist vielen von uns der lange zeitliche Abstand zu jenen Jahren wieder bewusst geworden, da wir uns erinnerten, dass vor vierzig Jahren Hitlers Kriegs- und Vernichtungswelle begann, bis an die Wolga zu rollen und dann auf dieses Land und bis hinein in unsere Stadt zurückschlug. So ist es offenbar nicht nur für viele junge Menschen, sondern auch für manchen, der die Jahre der Nazi-Herrschaft miterlebte, schwierig, die Furie der Kriegsjahre und die Ausweglosigkeit und Verlorenheit vieler Menschen in den Klammern des totalitären Staates Hitlers nachzuempfinden oder sich dieser Ereignisse mit der wünschenswerten Deutlichkeit noch zu erinnern. Solche Tendenzen tragen aber auch sicherlich dazu bei, dass Fragestellungen und Vergleiche über Widerstandspflicht und Widerstandsrecht, die in der Öffentlichkeit diskutiert werden, oft so wenig vom Geist der „Grenzsituation der sittlichen Entscheidung“ atmet, wie sie Theodor Heuss genannt hat und in der die Männer und Frauen des Widerstandes standen. Ja es fehlt oft sogar an der gebotenen und klaren Trennungslinie, wenn vom Widerstand gegen den Tyrannen gesprochen wird und dem heutigen Protest, mag er berechtigt oder unberechtigt sein, gegenüber politischen, wirtschaftlichen und sozialen Erscheinungsbildern der Gesellschaft in unserem heutigen demokratischen Rechtsstaat.

Vielleicht ist es deshalb gut, dass wir in dieser Stunde Gelegenheit zur Besinnung haben, da eine Frau die Gedenkworte sprechen wird, die einen Namen trägt, auf den das deutsche Volk stolz sein kann. Die Familie Bonhoeffer hat Hitler nicht nur widerstanden, sondern im Kampf gegen ihn auch ein schweres Blutopfer gebracht.





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