Für ein anderes, besseres Deutschland
Gedenkstätte Deutscher Widerstand
Annemarie Renger
Für ein anderes, besseres Deutschland
Ansprache von Dr. h.c. Annemarie Renger am 20. Juli 2004 in der Gedenkstätte Plötzensee, Berlin
Am 60. Jahrestag des Attentats auf Hitler gedenken wir aller Opfer aus dem Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Nicht lange nach seiner Ernennung zum Reichskanzler am 30. Januar 1933 setzte Hitler durch Erlass des Ermächtigungsgesetzes die demokratische Weimarer Reichsverfassung außer Kraft.
In dieser für Deutschland verhängnisvollen geschichtlichen Stunde rief der Vorsitzende der SPD-Fraktion im Reichstag, Otto Wels, Hitler zu: „Kein Ermächtigungsgesetz gibt Ihnen die Macht, Ideen, die ewig und unzerstörbar sind, zu vernichten.“ Viele Mitglieder der Sozialdemokratischen Reichstagsfraktion, die als einzige Fraktion geschlossen gegen das Ermächtigungsgesetz stimmte, wurden für ihre politische Gesinnung und ihren Widerstand in Zuchthäuser, Gefängnisse und Konzentrationslager gesperrt. Sie standen für das andere, das demokratische Deutschland.
Die Kommunistische Partei und ihre Reichstagsfraktion waren bereits verboten. Der antinazistische Widerstand von Kommunisten – vor allem an der Basis – ist als individuelle Aufopferung umso bedeutungsvoller, als die KPD-Führung und ihre bedingungslosen Gefolgsleute alles getan hatten, um auf der Linie ihrer antidemokratischen Ideologie die Weimarer Republik zu zerstören.
Um Deutschland in der Spätphase des Krieges vor dem totalen Untergang zu retten, unternahm der Wehrmachtsoffizier Claus Schenk Graf von Stauffenberg vor sechzig Jahren den Versuch, das Hitler-Regime durch ein Sprengstoff-Attentat zu beenden. Unterstützt wurde er von einer Gruppe von zum Teil namhaften Militärs und Zivilisten, die – wie andere schon früher – erkannt hatten, dass der Zweite Weltkrieg in die größte Katastrophe Deutschlands und Europas der letzten Jahrhunderte münden müsste.
1944 ging es darum, die Katastrophe nicht noch weiter zu vergrößern und den Krieg so schnell wie möglich zu beenden.
Zur Person Stauffenberg schrieb kürzlich der Politikwissenschaftler, Historiker und Widerstandsexperte Peter Steinbach: „Der Mensch Stauffenberg aber bleibt faszinierend. Er handelte nicht, als es zu spät war, sondern er handelte, weil er zu den wenigen seiner Zeit gehörte, die wirklich entscheidungsfähig waren, die Verantwortung suchten und deshalb den ‚entscheidenden Wurf’ riskierten.“ Steinbach würdigt die Kraft des Umdenkens mancher Regimegegner, „die Positionen überwanden, die sie, zumindest teilweise, mit den Nationalsozialisten geteilt hatten“.
Heute, 60 Jahre nach dem letzten Attentat in einer Reihe ähnlicher Versuche mutiger Menschen, die ihrem Gewissen folgend ihr Leben eingesetzt haben für ein anderes, besseres Deutschland, gedenken wir dieser Patrioten. Sie wie der gesamte deutsche Widerstand haben diese Bezeichnung verdient. Mehr noch: Sie haben entscheidend dazu beigetragen, dass der Begriff Patriotismus im Deutschland von heute wieder einen positiven Klang hat.
Annemarie Renger
Für ein anderes, besseres Deutschland
Ansprache von Dr. h.c. Annemarie Renger am 20. Juli 2004 in der Gedenkstätte Plötzensee, Berlin
Am 60. Jahrestag des Attentats auf Hitler gedenken wir aller Opfer aus dem Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Nicht lange nach seiner Ernennung zum Reichskanzler am 30. Januar 1933 setzte Hitler durch Erlass des Ermächtigungsgesetzes die demokratische Weimarer Reichsverfassung außer Kraft.
In dieser für Deutschland verhängnisvollen geschichtlichen Stunde rief der Vorsitzende der SPD-Fraktion im Reichstag, Otto Wels, Hitler zu: „Kein Ermächtigungsgesetz gibt Ihnen die Macht, Ideen, die ewig und unzerstörbar sind, zu vernichten.“ Viele Mitglieder der Sozialdemokratischen Reichstagsfraktion, die als einzige Fraktion geschlossen gegen das Ermächtigungsgesetz stimmte, wurden für ihre politische Gesinnung und ihren Widerstand in Zuchthäuser, Gefängnisse und Konzentrationslager gesperrt. Sie standen für das andere, das demokratische Deutschland.
Die Kommunistische Partei und ihre Reichstagsfraktion waren bereits verboten. Der antinazistische Widerstand von Kommunisten – vor allem an der Basis – ist als individuelle Aufopferung umso bedeutungsvoller, als die KPD-Führung und ihre bedingungslosen Gefolgsleute alles getan hatten, um auf der Linie ihrer antidemokratischen Ideologie die Weimarer Republik zu zerstören.
Um Deutschland in der Spätphase des Krieges vor dem totalen Untergang zu retten, unternahm der Wehrmachtsoffizier Claus Schenk Graf von Stauffenberg vor sechzig Jahren den Versuch, das Hitler-Regime durch ein Sprengstoff-Attentat zu beenden. Unterstützt wurde er von einer Gruppe von zum Teil namhaften Militärs und Zivilisten, die – wie andere schon früher – erkannt hatten, dass der Zweite Weltkrieg in die größte Katastrophe Deutschlands und Europas der letzten Jahrhunderte münden müsste.
1944 ging es darum, die Katastrophe nicht noch weiter zu vergrößern und den Krieg so schnell wie möglich zu beenden.
Zur Person Stauffenberg schrieb kürzlich der Politikwissenschaftler, Historiker und Widerstandsexperte Peter Steinbach: „Der Mensch Stauffenberg aber bleibt faszinierend. Er handelte nicht, als es zu spät war, sondern er handelte, weil er zu den wenigen seiner Zeit gehörte, die wirklich entscheidungsfähig waren, die Verantwortung suchten und deshalb den ‚entscheidenden Wurf’ riskierten.“ Steinbach würdigt die Kraft des Umdenkens mancher Regimegegner, „die Positionen überwanden, die sie, zumindest teilweise, mit den Nationalsozialisten geteilt hatten“.
Heute, 60 Jahre nach dem letzten Attentat in einer Reihe ähnlicher Versuche mutiger Menschen, die ihrem Gewissen folgend ihr Leben eingesetzt haben für ein anderes, besseres Deutschland, gedenken wir dieser Patrioten. Sie wie der gesamte deutsche Widerstand haben diese Bezeichnung verdient. Mehr noch: Sie haben entscheidend dazu beigetragen, dass der Begriff Patriotismus im Deutschland von heute wieder einen positiven Klang hat.