Begrüßungsworte
Gedenkstätte Deutscher Widerstand
Valentin Buchardt
Begrüßungsworte
Begrüßungsansprache des Stellvertretenden Vorsitzenden des Zentralverbandes Demokratischer Widerstandskämpfer- und Verfolgtenorganisationen (ZDWV) am 20. Juli 1976 in der Stadthalle Bonn-Bad Godesberg
Im Namen des Präsidiums der FILDIR und des Vorstandes des ZDWV begrüße ich Sie herzlichst zur heutigen Feierstunde, zum Gedenken an den Widerstand gegen den Nationalsozialismus und zur Ehrung der Opfer nationalsozialistischer Gewaltherrschaft.
Einen besonderen Gruß überbringe ich Ihnen von unserem ersten Vorsitzenden, Karl Ibach, der wegen seiner schweren Erkrankung an dieser Feierstunde leider nicht teilnehmen kann.
Aus der Vorbereitung für die heutigen Veranstaltungen wurde er herausgerissen und befindet sich seit dem 24. Juni dieses Jahres in stationärer Krankenhausbehandlung. Ich wünsche ihm von dieser Stelle aus baldige Genesung und eine volle Wiederherstellung seiner Arbeitskraft, auch für seine Tätigkeit in unserer Organisation.
„Die sich der Vergangenheit nicht erinnern, sind dazu verurteilt, es noch einmal zu erleben.“ Besser als mit diesen Worten eines amerikanischen Dichters und Philosophen kann der Sinn unserer alljährlichen Gedenkfeiern nicht ausgedrückt werden. Unsere tiefe Ehrerbietung, die wir den Opfern eines verbrecherischen Systems zollen, darf niemals zu einer liturgischen Pflichtübung erstarren.
Diese Gedenkfeier muss vielmehr eine ständig aufrüttelnde Mahnung an unser Gewissen sein. Sie muss uns zutiefst an unsere eigenen Verpflichtungen erinnern.
So haben auch alle die Millionen Opfer des Naziregimes eine unauslöschliche Botschaft an uns: Das furchtbare Geschehen der NS-Herrschaft darf sich nie wiederholen.
Der größte Teil der Widerstandskämpfer musste sein mutiges Auftreten mit langjährigen Zuchthausstrafen, Aufenthalt in den berüchtigten Konzentrationslagern oder mit seinem Leben bezahlen.
Die Schreckensherrschaft der Nazis, deren Opfer wir heute gedenken, ist nicht über Nacht entstanden. Ihre Anfänge reichen weit in die deutsche Geschichte zurück. Vor allem aber wurde diese Herrschaft vorbereitet durch ein sich immer stärker ausbreitendes antidemokratisches Denken in der Weimarer Republik. Und mit großer Sorge müssen wir feststellen, dass ein solches antidemokratisches Denken auch heute wieder um sich greift. Kaum stehen wir einmal vor wirtschaftlichen und politischen Schwierigkeiten, ertönt wieder der Ruf nach dem starken Mann. Wehret den Anfängen!
Diesen Grundsatz haben wir als Lehre aus den Erfahrungen der Vergangenheit aufgestellt. Und diesen Grundsatz dürfen wir niemals in Vergessenheit geraten lassen.
Das aber sollten auch die Vertreter aller Parteien im Deutschen Bundestag beherzigen. Und ihnen sollte man die Präambel zum Bundesentschädigungsgesetz ins Gedächtnis zurückrufen, wonach der aus Überzeugung oder um des Glaubens oder des Gewissens willen gegen die nationalsozialistische Gewaltherrschaft geleistete Widerstand ein Verdienst um das Wohl des Deutschen Volkes und Staates und - ich darf hinzufügen - um Demokratie, Freiheit und Menschenwürde war.
Daher darf es niemals ein Bundesentschädigungsschlussgesetz geben, ein Gesetz, das Fristen festgesetzt hat, das besonders den jetzt aus den Ostgebieten eintreffenden ehemals Verfolgten der NS-Herrschaft Leistungen aus der Wiedergutmachung nationalsozialistischen Unrechts verwehrt. Die Opfer der Naziherrschaft sind nicht für die Reaktion und Restauration gestorben. Sie wollten ein neues, ein demokratisches Deutschland mit gleichen Rechten und Freiheiten für alle Bürger dieses Landes. Sie wollten eine Gesellschaftsordnung, in der die Würde des Menschen höher steht als Geld und Macht. Diesen Auftrag haben uns alle Opfer des tausendjährigen Reiches hinterlassen. Aus der Stunde unseres Gedenkens muss uns die Verpflichtung und die Kraft erwachsen, diesen Auftrag zu erfüllen.
Valentin Buchardt
Begrüßungsworte
Begrüßungsansprache des Stellvertretenden Vorsitzenden des Zentralverbandes Demokratischer Widerstandskämpfer- und Verfolgtenorganisationen (ZDWV) am 20. Juli 1976 in der Stadthalle Bonn-Bad Godesberg
Im Namen des Präsidiums der FILDIR und des Vorstandes des ZDWV begrüße ich Sie herzlichst zur heutigen Feierstunde, zum Gedenken an den Widerstand gegen den Nationalsozialismus und zur Ehrung der Opfer nationalsozialistischer Gewaltherrschaft.
Einen besonderen Gruß überbringe ich Ihnen von unserem ersten Vorsitzenden, Karl Ibach, der wegen seiner schweren Erkrankung an dieser Feierstunde leider nicht teilnehmen kann.
Aus der Vorbereitung für die heutigen Veranstaltungen wurde er herausgerissen und befindet sich seit dem 24. Juni dieses Jahres in stationärer Krankenhausbehandlung. Ich wünsche ihm von dieser Stelle aus baldige Genesung und eine volle Wiederherstellung seiner Arbeitskraft, auch für seine Tätigkeit in unserer Organisation.
„Die sich der Vergangenheit nicht erinnern, sind dazu verurteilt, es noch einmal zu erleben.“ Besser als mit diesen Worten eines amerikanischen Dichters und Philosophen kann der Sinn unserer alljährlichen Gedenkfeiern nicht ausgedrückt werden. Unsere tiefe Ehrerbietung, die wir den Opfern eines verbrecherischen Systems zollen, darf niemals zu einer liturgischen Pflichtübung erstarren.
Diese Gedenkfeier muss vielmehr eine ständig aufrüttelnde Mahnung an unser Gewissen sein. Sie muss uns zutiefst an unsere eigenen Verpflichtungen erinnern.
So haben auch alle die Millionen Opfer des Naziregimes eine unauslöschliche Botschaft an uns: Das furchtbare Geschehen der NS-Herrschaft darf sich nie wiederholen.
Der größte Teil der Widerstandskämpfer musste sein mutiges Auftreten mit langjährigen Zuchthausstrafen, Aufenthalt in den berüchtigten Konzentrationslagern oder mit seinem Leben bezahlen.
Die Schreckensherrschaft der Nazis, deren Opfer wir heute gedenken, ist nicht über Nacht entstanden. Ihre Anfänge reichen weit in die deutsche Geschichte zurück. Vor allem aber wurde diese Herrschaft vorbereitet durch ein sich immer stärker ausbreitendes antidemokratisches Denken in der Weimarer Republik. Und mit großer Sorge müssen wir feststellen, dass ein solches antidemokratisches Denken auch heute wieder um sich greift. Kaum stehen wir einmal vor wirtschaftlichen und politischen Schwierigkeiten, ertönt wieder der Ruf nach dem starken Mann. Wehret den Anfängen!
Diesen Grundsatz haben wir als Lehre aus den Erfahrungen der Vergangenheit aufgestellt. Und diesen Grundsatz dürfen wir niemals in Vergessenheit geraten lassen.
Das aber sollten auch die Vertreter aller Parteien im Deutschen Bundestag beherzigen. Und ihnen sollte man die Präambel zum Bundesentschädigungsgesetz ins Gedächtnis zurückrufen, wonach der aus Überzeugung oder um des Glaubens oder des Gewissens willen gegen die nationalsozialistische Gewaltherrschaft geleistete Widerstand ein Verdienst um das Wohl des Deutschen Volkes und Staates und - ich darf hinzufügen - um Demokratie, Freiheit und Menschenwürde war.
Daher darf es niemals ein Bundesentschädigungsschlussgesetz geben, ein Gesetz, das Fristen festgesetzt hat, das besonders den jetzt aus den Ostgebieten eintreffenden ehemals Verfolgten der NS-Herrschaft Leistungen aus der Wiedergutmachung nationalsozialistischen Unrechts verwehrt. Die Opfer der Naziherrschaft sind nicht für die Reaktion und Restauration gestorben. Sie wollten ein neues, ein demokratisches Deutschland mit gleichen Rechten und Freiheiten für alle Bürger dieses Landes. Sie wollten eine Gesellschaftsordnung, in der die Würde des Menschen höher steht als Geld und Macht. Diesen Auftrag haben uns alle Opfer des tausendjährigen Reiches hinterlassen. Aus der Stunde unseres Gedenkens muss uns die Verpflichtung und die Kraft erwachsen, diesen Auftrag zu erfüllen.