In der Tat waren sie es, die zusammen mit den anderen deutschen Widerstandskämpfern die Ehre des deutschen Volkes retteten.

Albert Guerisse

In der Tat waren sie es, die zusammen mit den anderen deutschen Widerstandskämpfern die Ehre des deutschen Volkes retteten.

Ansprache des Präsidenten der Internationalen Union der Widerstandskämpfer und Deportierten Albert Guerisse am 20. Juli 1969 im Ehrenhof der Gedenk- und Bildungsstätte Stauffenbergstraße, Berlin

Im Namen der Internationalen Union der Widerstandskämpfer und Deportierten habe ich die Ehre, das Wort an Sie zu richten.

Der Internationalen Union der Widerstandskämpfer und Deportierten gehören mehr als 500.000 ehemalige Widerstandskämpfer und Opfer des Nationalsozialismus an, die heute in Westeuropa, in Israel, in Afrika und in Südamerika leben. 80 nationale Gruppierungen sind in ihr vereinigt.

Am heutigen Tage begehen wir feierlich den 25. Jahrestag des Attentats auf Hitler. Gemeinsam mit seinem neuen Bundespräsidenten, Herrn Dr. Gustav Heinemann, den ich im Namen der Internationalen Union der Widerstandskämpfer und Deportierten ehrerbietig begrüße und der Achtung und Sympathie der Mitglieder dieser Union versichere, bringt das Deutschland von heute den Männern und Frauen des 20. Juli eine feierliche nationale Huldigung dar; in der Tat waren sie es, die zusammen mit den anderen deutschen Widerstandskämpfern die Ehre des deutschen Volkes retteten. Ich bin unendlich glücklich, dies feststellen zu dürfen.

Im Namen der UIRD entbiete ich all jenen meinen Gruß, die vor 25 Jahren eine sensationelle Tat vollbrachten, die Tat nämlich, das „Dritte Reich“ an seinem Gipfel anzugreifen mit der Absicht, in einem Bunker den Mann zu beseitigen, der in Deutschland und in Europa das ungeheuerlichste Verbrechen der Geschichte begangen hat.

Als ehemaliger Leiter einer Widerstandsgruppe möchte ich hervorheben, wie groß die Solidarität der Männer und Frauen gewesen ist, die an dem Attentat des 20. Juli beteiligt waren. Ihr Vorhaben bewahrten sie unter dem Siegel absoluter Verschwiegenheit, und zwar in dem Maße, dass es bis zu seiner Ausführung weder der Gestapo noch der so wachsamen und mächtigen SS bekannt wurde.

Immerhin waren Hunderte eingeweiht, Hunderte, von denen jeder an seinem Platz mithalf, dieses nunmehr der Geschichte angehörende Komplott zu schmieden.

Es genügt, sich das Ausmaß der Unterdrückung zu vergegenwärtigen, das auf den 20. Juli folgte, denn Hitler entging bekanntlich dem ihm zugedachten Schicksal.

Das Komplott des 20. Juli ist als geglückt zu betrachten: Die durch den Grafen von Stauffenberg deponierte Bombe explodierte am vorgesehenen Tag und zur vorgesehenen Stunde in zwei Schritt Entfernung vom „Führer“, der gerade mit seinen wichtigsten Mitarbeitern konferierte.

Im Namen der UIRD huldige ich diesen tapferen Männern, von denen die meisten den Glauben an ein neues Deutschland und die Hoffnung auf eine von der Diktatur befreite Welt, auf eine im Zeichen der Brüderlichkeit wiedererstandene Welt mit dem Leben bezahlten.

Es ist übrigens nicht gleichgültig, dass diese Veranstaltung hier in Berlin stattfindet, an der gleichen Stelle, an der das Komplott geschmiedet wurde, in Berlin, das heute zu einer Bastion der Freiheit geworden ist.

Im Namen der UIRD möchte ich die Leiter dieser Widerstandsgruppen beglückwünschen und dabei auch des leider kürzlich verstorbenen und betrauerten Präsidenten Emil Henk gedenken.

Heute hat ein großer Teil des deutschen Volkes seine Rede- und Vereinigungsfreiheit, seine politische Freiheit, mit einem Wort: die Demokratie wiedererlangt. Das Opfer der Männer des 20. Juli ist also nicht vergeblich gewesen. Im Namen einer internationalen Widerstandsbewegung, die sich mit der deutschen Widerstandsbewegung solidarisch fühlt, richte ich einen Appell an die Jugend dieses Landes, niemals zu vergessen.

Die Widerstandskämpfer von damals waren unbestreitbar die wirkungsvollsten und die tapfersten Opponenten ihrer Zeit, denn sie begaben sich in Lebensgefahr; sie kämpften dafür, dass die Freiheit gemeinsamer Besitz aller Menschen werde.







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